Die 175-jährige Geschichte von Lotter ist sowohl von stetigem Wandel als auch von Kontinuität geprägt – und hält dabei so manche Überraschung bereit. Zum Beispiel den Fakt, daß Lotter eigentlich noch älter ist, als das Jubiläum es vermuten läßt. Oder daß die Erfolgsgeschichte nicht mit Eisen, sondern mit Kuchen begann. Aber lesen Sie selbst...
1810»Als Christoph Heinrich Lotter am 18. Juli 1810 in der Ludwigsburger Körnerstraße eine kleine Konditorei eröffnet, kann er nicht ahnen, daß er damit den Grundstein für eines der erfolgreichsten Familienunternehmen Süddeutschlands legt.
Die Wurzeln des Unternehmens reichen bis ins Jahr 1810 zurück, als Christoph Heinrich Lotter im Haus Körnerstraße 16 eine Konditorei eröffnet. Neben Backwaren handelt er mit „Specereien“ wie Kaffee, Tee, Zucker und Gewürzen, aber auch mit Kinderspielzeug. Nach dem Tod Christoph Heinrich Lotters 1834 führt seine Witwe Christiane Katherine Lotter das Geschäft bis 1845 als alleinige Inhaberin weiter.
1810Als die Anfänge der industriellen Revolution das eher ländlich strukturierte Württemberg erreichen, nimmt Christiane Katherine Lotter erstmals Eisenwaren in das Sortiment ihres Gemischtwarenladens auf – daher gilt das Jahr 1840 traditionell als Gründungsjahr des heutigen Unternehmens.
1840Der älteste Sohn Albert Lotter übernimmt das Ladengeschäft. Zunächst ändert sich wenig an den Handelsgütern. Ab 1850 spielen Eisen und Eisenwaren eine immer größere Rolle für die Firma.
1846Aufgrund der erfolgreichen Geschäftsentwicklung kann das Ladengeschäft in die günstiger gelegene Obere Marktstraße in den traditionsreichen ehemaligen Gasthof „Zur Goldenen Kanne“ verlegt werden. Als Albert Lotter 1869 viel zu jung stirbt, führt seine Witwe Frederike Louise Lotter die Firma unter seinem Namen weiter.
18661877 übergibt Frederike Louise Lotter ihrem ältesten Sohn Wilhelm den Handel mit Eisen und Eisenöfen. Damit existieren von nun an zwei Firmen mit dem Namen Lotter: Die Mutter handelt unter dem Namen „Albert Lotter“ mit Kleineisenwaren, Haushaltsartikeln und landwirtschaftlichen Geräten; „Wilhelm Lotter“ konzentriert sich dagegen auf Eisen, Bleche und Öfen.
1877Als Wilhelm Lotter zu Beginn der 1890er Jahre krankheitsbedingt die Geschäftsleitung aufgeben muß, übernehmen seine beiden jüngeren Brüder Adolf und Heinrich den Eisenhandel. Die Firma heißt seit dieser Zeit „Gebrüder Lotter“. Die treibende Kraft ist dabei Heinrich Lotter (1866–1914), unter dessen Leitung sich „Gebrüder Lotter“ zu einer der bedeutendsten und angesehensten Eisenhandelsfirmen Württembergs entwickelt. Heinrich Lotter sorgt unter anderem für die Anlage des ersten Industriegleises von Ludwigsburg, als er das Eisenlager in die heutige Martin-Luther-Straße verlegt.
1892Der jüngste der vier Söhne Frederike Louise Lotters, Paul Lotter, übernimmt im Jahr 1894 das Geschäft in der Oberen Marktstraße 4. Zum wirtschaftlichen Erfolg – „Albert Lotter“ entwickelt sich zu der mit Abstand größten Firma dieser Art in Ludwigsburg – kommt die gesellschaftliche Anerkennung mit der Ernennung zum „Königlichen Hoflieferanten“.
1894Der Stuttgarter Kaufmann Johannes Ernst erwirbt die Firma „Gebrüder Lotter“ und führt sie innerhalb weniger Jahre zu neuen Erfolgen. Der Erste Weltkrieg unterbricht die positive Entwicklung: 1914 werden Johannes Ernst und die meisten seiner Mitarbeiter eingezogen, die Geschäfte können jahrelang nur notdürftig fortgeführt werden.
1908Nach dem Tod von Paul Lotter erwirbt Johannes Ernst im Sommer 1918 von dessen Witwe Haus und Geschäft in der Oberen Marktstraße. Damit sind die beiden Zweige der Firma Lotter, seit 1877 getrennt, wieder in einer Hand vereinigt. Sie werden unter der Bezeichnung „Gebrüder Lotter“ weitergeführt. Trotz der wirtschaftlichen Unsicherheiten in der Weimarer Republik und einer galoppierenden Inflation expandiert die Firma weiter. Als sich die wirtschaftliche Lage Mitte der 20er Jahre stabilisiert, wird der Eisenlagerplatz vergrößert und der Fuhrpark von Pferdewagen auf Lkw und Elektrokarren umgestellt.
1918Nach der Überwindung der „Großen Depression“ setzt sich der Aufwärtstrend bei Lotter fort, die Mitarbeiterzahl verdoppelt sich bis 1939 auf 140. Johannes Ernst läßt das Ladengeschäft in der Oberen Marktstraße umbauen und durch eine Abteilung für Glas und Porzellan ergänzen. Mit Mut und Geschick gelingt es Lotter, das Unternehmen nach der nationalsozialistischen Machtergreifung vor den schlimmsten Auswüchsen der Diktatur zu bewahren. So existieren bei Lotter entgegen den Vorschriften keine Betriebsorganisation, keine Werkschar und keine Betriebsfahne.
1933Am 1. April 1938 übernimmt Lotter den Vertrieb von Leuna-Propangas. Als einer von 17 Großvertriebsstellen untersteht Lotter der Bezirk 13, was in etwa dem Gebiet des heutigen Baden-Württembergs ohne Nordbaden entspricht. Die neue Sparte wächst rasch.
1938Der Kriegsausbruch 1939 unterbricht die positive Entwicklung des Unternehmens: Zahlreiche Mitarbeiter werden eingezogen, darunter die beiden Söhne des Inhabers. Viele kehren nicht zurück – auch Reinhold Ernst nicht, der jüngere Sohn Johannes Ernsts.
1939Nach dem Krieg beteiligt Johannes Ernst seinen Sohn Theodor und seine fünf Töchter an dem bis dahin von ihm allein betriebenen Unternehmen. Der Sohn, seit 1931 verantwortlich in der Firma tätig, wird zusammen mit dem Vater Geschäftsführer und persönlich haftender Gesellschafter. 1950 stellt der Erwerb eines Grundstückes mit Gleisanschluß zwischen Mörike- und Grönerstraße die Weichen für die Zukunft.
1948Ein entscheidender Schritt ist 1950 der Erwerb eines Grundstückes mit Gleisanschluß zwischen Mörike- und Grönerstraße, auf dem in den Folgejahren umfangreiche Lager- und Büroräume erstellt sowie die Voraussetzungen für den Betrieb des Flüssiggasgeschäftes geschaffen werden, das nach den Zerstörungen des zweiten Weltkrieges jedoch wieder neu aufgebaut werden muß.
1950Das Walzstahllager wird von der Martin-Luther-Straße in die Mörikestraße verlegt und 1977 und abermals 1996 wesentlich erweitert, so daß nunmehr sechs Kranhallen und ein Hochregallager mit einer Lagermöglichkeit von weit mehr als 10.000 t zur Verfügung stehen.
1959Das Einzelhandelsgeschäft in der Oberen Markstraße 4 ist Ludwigsburgs erste Adresse für Glas, Porzellan, Haus- und Küchengeräte.
1962Als Johannes Ernst 1970 im hohen Alter von 93 Jahren stirbt, wird sein Sohn Theodor Ernst in der Geschäftsführung bereits von seinen Söhnen, den Diplomkaufleuten Helmut und Gerhard Ernst, unterstützt.
1970Auf dem 1970 erworbenen Grundstück in den Waldäckern wird noch im gleichen Jahr ein Flüssiggastanklager errichtet und dann auch ein großes Freilager für Betonstahlmatten. 1972 wird das neue Großhandelshaus Waldäcker vollendet, in dem die Eisen-, Haushalt- und Kunststoffwaren, die Öfen und Herde und auch die Bodenbeläge Platz finden. Auch die Verwaltung und die Geschäftsleitung nehmen hier ihren Sitz. Die großzügigen Ausstellungs-, Verkaufs- und Lagerräume ermöglichen in den Folgejahren die Aufnahme der Sortimente Sanitär und Heizung in das Lieferprogramm.
1972Im Jahr 1982 gründen Lotter und Karl-Heinz Stanelle die Industriebau Bönnigheim GmbH + Co. KG (IBB), die seither in Bönnigheim den Stahl- und Hallenbau des Vorgängerbetriebes erfolgreich weiterführt. 2003 übernimmt IBB zusätzlich den von der Stahlbau Westphal KG in Pegau (Sachsen) aufgebauten Stahlbaubetrieb. An den beiden Standorten beschäftigt das Unternehmen heute gut 120 Mitarbeiter.
1982Nach dem Umzug der Großhandelsabteilungen in die Waldäcker wird das innerstädtische Betriebsanwesen für den Einzelhandel mit Eisen- und Haushaltwaren, Glas und Porzellan schrittweise ausgebaut, bis dann nach einem Teilabbruch die grundlegende Neugestaltung möglich wird. Der „neue Lotter“ mit seinen großzügigen Ladenflächen und dem für die Kunden so wichtigen Parkhaus öffnet im Herbst 1984 seine Pforten.
1984Wer in den 80er- und 90er-Jahren in Ludwigsburg lebte, erinnert sich bis heute an ihn: Der Lotter Flüssiggas-Heißluftballon. An schönen Tagen zog er stundenlang seine Bahnen am Himmel über der Region.
Die Flüssiggasabteilung baut ihr Tanklager in den Waldäckern seit 1970 schrittweise bis zu einem Lagervermögen von fast 1.000 t Flüssiggas aus und paßt es immer wieder den sich ändernden Sicherheitsvorschriften an. Eine leistungsfähige Füllanlage für Gasflaschen wird in Betrieb genommen.
1989Die Wiedervereinigung eröffnet dem Unternehmen neue Arbeitsfelder. Im Juli 1990 beginnt das Gemeinschaftsunternehmen Dorow & Sohn KG in Oschatz mit dem Vertrieb von Sanitär- und Heizungsmaterial. Im Januar 1991 bringt die damalige Einkaufs- und Liefergenossenschaft Metall in Borna ihren Betrieb in das neue Gemeinschaftsunternehmen Lotter Metall GmbH + Co. KG ein. Beide Häuser entwickeln sich in der Folge zu leistungsfähigen Großhandlungen mit ähnlichem Sortiment wie das Stammhaus.
Nach der Wiedervereinigung baut die Flüssiggasabteilung in Sachsen ein eigenes Vertriebsgebiet mit schlagkräftigem Außendienst auf. Die Verkaufsbüros von Dresden und Görlitz werden 2005 nach Glauchau und Bautzen verlagert. Von hier aus erfolgt die Versorgung der Kundschaft mit eigenen Tankwagen.
1990In den Waldäckern wird ein neues Verkaufslager mit 1.850 m² geschaffen, in dem sich Handwerkerkunden weitgehend selbst bedienen können, auf Wunsch aber auch Fachberatung erhalten. Auf der freigewordenen Fläche entsteht im Folgejahr der Fachmarkt Sanitär und Heizung FSH.
1995Das Walzstahllager in der Mörikestraße wird 1995 und 1996 erweitert und völlig umgebaut. Im Westen des Geländes, entlang der Raiffeisenstraße, entsteht eine neue Kranhalle. Für die 6 m lange Stabware wird ein Hochregallager gebaut. Ergänzt wird die Maßnahme durch die Anschaffung einer hochleistungsfähigen Sägeanlage. Im selben Jahr wird auf einem neu erworbenen Gelände im sächsischen Glauchau ein Biegebetrieb für Betonstahl und Betonstahlmatten errichtet.
1996Die Gesellschafterverhältnisse werden in dem Familienbetrieb neu geordnet. Gerhard, Siegfried und Martin Ernst – Söhne von Theodor Ernst, die vorher nur mittelbar an dem Unternehmen beteiligt waren – treten 1997 als Kommanditisten in die Gesellschaft ein. Ein Jahr später geben die beiden noch lebenden Schwestern von Theodor Ernst, die der Gesellschaft mehr als fünfzig Jahre angehört hatten, ihre Anteile ab.
1998Zusammen mit dem Freiburger Bodenbelagsgroßhändler Ketterer und Liebherr GmbH wird das Gemeinschaftsunternehmen Lotter + Liebherr GmbH mit Sitz in Gaggenau gegründet. Inzwischen reicht sein Einzugsgebiet weit über Baden-Württemberg hinaus über Hessen und das Rheinland bis ins Ruhrgebiet.
2000Vom traditionsreichen Walzstahlunternehmen Konrad Haller KG GmbH & Co. in Stuttgart-Feuerbach übernimmt Lotter den Betriebsteil Profilstahl. Der in Stuttgart-Hedelfingen angesiedelte Bereich wird in die Ludwigsburger Mörikestraße verlegt. Die von Haller übernommenen Mitarbeiter werden dort eingesetzt.
2002Der Betonstahlabteilung bietet sich im Jahr 2004 die Gelegenheit, zusammen mit Christoph Kummetat ein überregionales Streckengeschäft insbesondere mit Betonfertigteilwerken aufzubauen. Da es sich gut entwickelt, wird für diesen Geschäftszweig 2008 in Frankfurt am Main ein eigenes Verkaufsbüro eingerichtet.
2004Mit dem Ziel, durch zusätzliche Anarbeitungsleistungen das Geschäft mit Flacherzeugnissen auszubauen, übernimmt Lotter am 1. Juli 2005 den Brennschneide- und Strahlbetrieb der Firma Brandenburger in Murr. Auf einer leistungsfähigen Plasma-Autogen-Schneidanlage können hier Bleche von 3 – 200 mm Stärke geschnitten, auf einer Kugelstrahlanlage Bleche und Profile von ihren Rost- und Zunderschichten befreit werden. Sieben Mitarbeiter werden übernommen und in die Walzstahlabteilung eingegliedert.
2005Die Veränderung der Einkaufsgewohnheiten führt zu wesentlichen Veränderungen im Einzelhandelsbereich des Unternehmens. Nachdem der Einzelhandel mit Eisenwaren in der Innenstadt bereits 1996 aufgegeben wurde, ist 2006 auch eine Einschränkung und Neuausrichtung des Haushaltwarengeschäfts erforderlich. Ein Teil der bisherigen Verkaufsflächen wird vermietet, die verbleibende Fläche für den Bereich Haushaltwaren, Glas und Porzellan ansprechend neu gestaltet, um die Ludwigsburger Kunden weiterhin sehr gut bedienen zu können.
2006Lotter erwirbt ein benachbartes Grundstück in der Grönerstraße mit vier Lagerhallen. Drei der Hallen werden zur Lagerung von Flacherzeugnissen umgebaut und ausgestattet.
2008Zum 1. Januar 2009 beteiligt sich Lotter mehrheitlich an der 1910 in Neckarsulm gegründeten Eisenhandlung C. Schrade GmbH, die an den Standorten Heilbronn, Neckarsulm, Öhringen, Sinsheim und Wiesloch 180 Mitarbeiter beschäftigt.
2009Die im Jahr 1885 gegründete Eisenhandlung Haug in Bad Friedrichshall stößt zur Gebrüder Lotter KG, die unter dem Namen Stahlhandel Haug GmbH + Co. KG fortgeführt wird. Durch den Zusammenschluß kann Haug unmittelbar auf die Stahllager von Schrade in Neckarsulm und Lotter in Ludwigsburg zurückgreifen und somit nun mit einem deutlich verbreiterten Vollsortiment zur Verfügung stehen.
2012Es gelingt, das dem Walzstahllager benachbarte Gelände der Eberhard-Ludwig-Kaserne zu erwerben. Auf dem Grundstück wird im Jubiläumsjahr mit der Errichtung weiterer Stahllagerhallen begonnen.
2013Am 1. März 2015 erwirbt Lotter die im benachbarten Pleidelsheim ansässige Stahlhandlung Hans Dewald GmbH, die der bisherige Inhaber vor mehr als 30 Jahren gegründet und zu einem hochleistungsfähigen Handels- und Dienstleistungshaus entwickelt hat, aus dem er sich nun aus Altersgründen zurückziehen will. Das Unternehmen handelt mit hochwertigen Qualitätsstählen, die insbesondere im Maschinenbau und in der Antriebs- und Spanntechnik eingesetzt werden. Da Lotter in diesem Bereich bisher allenfalls am Rande vertreten war, ist der Neuerwerb eine hervorragende Ergänzung seines Walzstahlangebots.
2015Heute beschäftigt die Gebr. Lotter KG mit ihren Tochterunternehmen 1.400 Mitarbeiter an 40 Standorten und erwirtschaftet einen Gruppenumsatz von über 450 Mio. Euro. Unter dem Motto „175 Jahre verantwortungsvolles Handeln“ feiert das Großhandelsunternehmen 2015 sein 175-jähriges Bestehen.